Entwicklungsbeispiel: Karu

Endlich ist es soweit - nach 65 Tagen Tragezeit kommen Karu und ihre sieben Geschwister auf die Welt. Der Wurf besteht aus zwei Rüden und 6 Mädels. Zwei der Mädels haben ein zobelfarbiges Fell. Die anderen Welpen sind wie Karu weiß mit kleinen farbigen Abzeichen. Bei ihrer Geburt hat Karu ein Gewicht von 185 g.

Die Augen und der Gehörgang sind bei Karu noch geschlossen und sie kann weder sehen noch hören. Durch die Wärmesensoren in ihrer Nase findet sie jedoch problemlos ihre Mutter. Durch ihren angeborenen Tastsinn und dem leicht ausgeprägte Geruchssinn weiß Karu bereits jetzt  genau wer zu ihrem kleinen Hunderudel gehört. Die motorischen Fähigkeiten von Karu beschränken sich neben dem Saugen,  auf eine kriechende bzw. robbende langsame Fortbewegung bei der ihr Bäuchlein ständig den Boden berührt. Sie bewegt sich hierbei  immer kreisförmig. Das ist  ein angeborenes Verhalten, das verhindert, dass sie sich zu weit vom Lager entfernt. Sollte es trotzdem einmal vorkommen, macht Karu mit Fipsen und Jaulen auf sich aufmerksam. Durch die ebenfalls  angeborene Pendelfähigkeit ihres Köpfchen findet sie die Zitze ihrer Mutter, wenn sie vor deren Bauch liegt.

Karu´s ersten beiden Lebenswochen bestehen aus trinken und schlafen. Die Muttermilch ist in den ersten drei Wochen ihre einzigste Nahrungsquelle. Für ihre Mutter Mani bedeutet diese Zeit viel Arbeit - alle Babies müssen gewärmt und nach dem Trinken gründlich abgeleckt werden, weil sie nur so die Muttermilch verdauen und ausscheiden können.

Bereits nach  ihrer ersten Lebenswoche hat Karu ihr Geburtsgewicht verdoppelt und wiegt jetzt 368 g Gramm. Sie kann schmecken, fühlen und zwischen kalt und warm entscheiden.  Ihre Körperwärme kann sie noch nicht selbständig regulieren. Daher ist das sogenannte Kontakliegen mit ihren Geschwistern sehr wichtig.

Die menschliche Berührung  ist für Karu und ihre Geschwister in dieser Zeit ebenso wichtig. So lernen sie bereits jetzt den Geruch der menschlichen Hand mit etwas positiven zu verbinden.

Alle Welpen werden ab und zu schon einmal aus der Wurfkiste genommen. Dieser milde Stress erhöht die spätere Stresstoleranz bei Karu und ihren Geschwistern. Weniger ist hier aber mehr, weil es ansonsten  zuviel Stress für die Welpen und ihre Mutter Mani wäre.

Karu ist jetzt 15 Tage alt. Die bei der Geburt noch fehlende Pigmentierung an den Augen, den Pfoten und der Nase beginnt sich bei ihr langsam zu entwickeln. Ihre Augen hat sie zwar noch geschlossen, aber die Lidspalten öffnen sich genauso wie der Gehörgang langsam.

4 Tage später hat Karu die Augen bereits geöffnet. Die Sehfähigkeit entwickelt sich jedoch nur langsam und ist noch nicht vollständig vorhanden. Ihre Pigmentierung an der Nase hat sich verstärkt und weiter ausgebreitet.

Karu beginnt in dieser Zeit mit ihren Laufversuchen und übt sich fleissig im Bellen. Sie fängt an ihre Geschwister bewusst wahrzunehmen und erforscht alles mit ihren Mäulchen. Sie kann mittlerweile auch ihre Körpertemparatur halten, kuschelt jedoch immer noch gerne mit ihren Geschwistern. Auch die  Ausscheidung  klappt jetzt selbständig.

Die Schlafphasen werden bei ihr langsamer kürzer und sie reagiert auf Umweltgeräusche und erkundet ihre Welpenbox.  Die bisherige  passive Zeit verändert sich in eine sehr aktive Lebensweise.

Die kleine Karu ist mittlerweile 25 Tage alt. Sie kann jetzt perfekt sehen hören und riechen und auch ihre Milchzähnchen wachsen jetzt schnell. Die Pigmentierung ist bei ihr schon vollkommen ausgeprägt und wie man auf dem Foto unten sehen kann, sind die Augenlider, der Nasenschwamm und die Lippen vollkommen schwarz.

Karu ist ein  sehr neugieriges Welpenmädchen, die allem gerne auf dem Grund geht. Die Zeiten in der sie und ihre Geschwister sich nur in der Welpenstube aufgehalten haben, sind vorbei. Ihr Aktionsradius ist größer geworden und sie kann auf ihren 4 Beinchen schon flott durch die Wohnung laufen. Auf den Fotos ist sie mit ihren Geschwistern zum ersten Mal im Garten.

Für Karu und ihre Geschwister ist jeder Tag ein großes Abenteuer - sie bewegen sich frei im Haus und erkunden auch schon einmal alleine den Welpensicheren Garten. Die Geräusche von Staubsauger, Rasenmäher oder andere Haushaltsgeräusche entlocken ihnen nur noch ein empörtes "Wuff", weil man sich im Schlaf gestört fühlt. Auch die Nachbarskinder von nebenan werden freudig begrüsst und sind willkommene Spielkameraden, von denen man sich auch herrlich kraulen lassen kann. Alle diese Erfahrungen sind für die kleine Karu enorm wichtig - alles was sie in dieser Zeit kennenlernt wird sie in ihrem späteren Leben nicht ängstigen.

Nach dem Schlafen wird Karu und ihre Geschwisterchen jetzt immer mit der Pfeife gerufen - dann gibt es leckeren Brei aus dem riesigen Welpennapf. Die Muttermilch ist jetzt nicht mehr die einzigste Nahrungsquelle, sondern es wird zunehmend beigefüttert. Langsam entwickelt sich der Milchfluss bei Mani  zurück und sie lässt ihre "Babies" immer seltener saugen.

Das Geräusch der Pfeife verknüpft Karu und der Rest der Welpenbande mit etwas sehr Tollen - es gibt Futter. Hiermit ist ein  wichtiger Grundstein für ihre spätere Hundeerziehung gelegt. Der Ton der Pfeife wurde sehr früh mit etwas positiven konditioniert: "Ton der Pfeife - Welpe kommt - es gibt etwas tolles zu fressen". Sollten die zukünftigen Welpeneltern die Pfeife weiterhin benutzen, werden die Hunde bei dem Pfiff begeistert angelaufen kommen.

Karu hat sich zu einem richtigen kleinen, wilden Feger entwickelt.. Beim Rennen sieht sie noch etwas tapsig aus und man kann immer noch das für ihr Alter typische  leicht bogenförmige Laufen beobachten, aber ihre Geschwindigkeit ist schon enorm. Beim Raufen und Spielen mit ihren Geschwistern testet Karu gerne die Grenzen aus und  erlernt so die die Grundzüge des Sozialverhaltens. Zunehmend zeigt sie auch Verhaltensweisen wie Bellen, Knurren, Zähnchen zeigen, mit der Rude wedeln und vieles mehr und erlernt so die Reaktion ihrer Umwelt auf ihr Verhalten. Insgesamt  entwickelt sie sich zu einer sehr selbstbewussten jungen Dame, die gerne ihren Willen durchsetzen möchte und ihre Grenzen bei 2 und 4Beinern testet.

Häufig ist auch  Rüde Chiru zu Besuch. Chiru beobachtet das wilde Treiben der Welpen lieber aus sicherer Entfernung und zeigt Karu schnell ihre Grenzen auf. Er legt hierbei ein typisches Verhalten an den Tag - nur die wenigsten Rüden finden kleine Welpen interessant oder spielen sogar mit ihnen.

Welpen sind zunächst nur neugierig und erkunden immer mehr ihre Umgebung. Alles neue wird mit der Nase und dem Mäulchen erkundet. Das Gefühl der "Angst" können Welpen erst mit ca. 6 Wochen empfinden - gerade deswegen ist es wichtig, dass die kleinen Tibis bis dahin so viele neue Erfahrungen wie möglich sammeln können.

Der Abschied kommt immer näher - Karu und ihre Geschwister sind jetzt 8 Wochen alt und werden in den nächsten Tagen bei ihren neuen Familien einziehen.

Karu´s Fell ist in den letzten Tagen schon ein Stückchen gewachsen und die Haare bedecken langsam die Augen.  Die schwarzen Abzeichen am Ohr sind weniger geworden. Aus der noch vor kurzen moppeligen Karu ist ein schlacksiger Welpe mit kräftigen Pfoten geworden.

Seit ein paar Tagen trägt Karu auch ein kleines Halsband. Am Anfang fand sie es ziemlich doof und hat häufig daran rumgekratzt, aber mittlerweile hat sie sich daran gewöhnt. Sie hat schon "Sitz" gelernt und kann sogar schon eine Rolle, wenn man das Leckerchen über ihren Rücken führt. Sie freut sich, wenn man sich mit ihr beschäftigt und lernt sehr schnell.

So langsam wird alles für den Umzug ins neue Zuhause vorbereitet. Der Zuchtwart ist dagewesen und hat den Wurf abgenommen und  Karu und ihre Geschwister waren beim Tierarzt zum Impfen und Chipen. Jeder der Welpen hat in der letzten Woche ein Kuscheltier von den neuen Familien mitgebracht bekommen. Dieses Plüschtier mit dem vertrauten Geruch ihres Rudels wird Karu in ihr neues Zuhause begleiten und ihr die Eingewöhnung etwas erleichtern.

Ich wünsche dir alles gute für dein neues Leben kleine Karu und werde dich bei meinen Besuchen bei Kamraths vermissen!