Dein Sofa - mein Körbchen?


Hunde die auf dem Sofa liegen streben nach der Rudelsführung! Eines der wichtigsten Instrumente in der Hundeerziehung ist daher die Reccourcenverwaltung. Aber ist das wirklich so?

Mutiert Chiru zum „Leitwolf“, weil ich abends gerne mit ihm auf der Couch kuschle? Ist es ein Zeichen meiner schlechten Führung, dass Chiru morgens gerne ein „Schläfchen“ im Sessel macht?

 

Humorvoll denke ich auch an den Besuch einer Hundetrainerin zurück, die sich zuerst in Chiru´s Körbchen setzte, um zu sehen, ob das von ihm geduldet wurde. Ich war froh, dass sie mir nicht noch empfahl abends darin zu schlafen!

Zeichnung: Sabine Ziehm
Zeichnung: Sabine Ziehm

Was bedeutet Reccourcenverwaltung? 


Den Begriff der Reccourcenverwaltung kannte ich bisher nur aus meinem Bürojob – aber was bedeutet er in der Hundeerziehung? Das Wort „Reccource" kommt aus dem französischen und bedeutet „Quelle“ bzw. „Mittel“. Es bezeichnet daher alle für den Hund wichtigen Quellen/Mittel:

  •  Liegeplätze
  • Nahrung + Wasser
  • Soziale Kontakte/Zuneigung
  • Spielzeug ...

Durch die Rationierung bzw. Einschränkung dieser Mittel zeigt der Mensch seinem Hund, dass er die Rudelsführung hat und nur er bestimmt über die Menge und den Zeitpunkt der Zuteilung. Der Liegeplatz bekommt noch eine weitere Bedeutung zugeschrieben – der ständig nach Macht strebende Vierbeiner wählt ihn u.a. auch wegen der häufig strategisch guten Lage und erhöhten Sitzposition mit der, der künftige „König“ alles gut überschauen kann!

 

 

Liegt der Hund einfach gerne auf dem Sofa weil es bequem ist?


Im Internet fand ich eine für mich logischere Erklärung warum Chiru so gerne auf dem Sofa oder Bett kuschelt – einfach weil es bequem ist und er es sich durch scharren und drehen noch bequemer machen kann. Dies ist auf harten Böden wie Fliesen und Parkett nicht möglich.

Manche Hundetrainer gehen in der Erziehung sogar noch einen Schritt weiter und fordern den Hundehalter dazu auf, darauf zu bestehen, dass der Hund jedes mal in seinen Korb geschickt wird, wenn er im Weg liegt. Eine Trainerin empfahl mir, sofort von dem Sofa aufstehen, wenn Chiru sich vor meine Füße hinlegt. Das was ich als „Nähe zu mir suchen“ empfand, war ihrer Meinung ein „einschränken meiner Person“, dem sofort gegenzusteuern ist.

 

 

Machtbezeugungen um meine Führungsrolle zu stärken?


Ich musste in diesem Zusammenhang an eine ehemalige Chefin von mir denken. Sie war in ihrem Führungsstil sehr  souverän, ließ mir viel Freiheit in meinem Aufgabenbereich, war sehr tolerant und bestand nur darauf, dass bestimmte Rahmenbedingungen fest eingehalten wurden. Im Notfall konnte ich mich immer auf sie verlassen und sie gab mir Selbstvertrauen und akzeptierte mich wie ich bin. Im Gegenzug liebte ich meine Arbeit – versuchte immer das Beste zu geben und mochte sie sehr. Ist es eine Vermenschlichung des Hundes, wenn man diesen Führungsstil mit dem ich als Mensch mich so wohl gefühlt habe, auf meinem Vierbeiner übertrage? Sieht es in einem Wolfsrudel wirklich so viel anders aus als bei uns Zweibeinern?

 

 

Wie verhalten sich Wölfe innerhalb ihres Rudels?


Bei einem meiner Zoobesuche im letzten Sommer konnte ich in ein Wolfsrudel beobachten. Das Rudel hatte einige Jungtiere, die gemeinsam in der Sonne auf einem kleinen Hügel schliefen. Die älteren Tiere lagen mehr am Rand des Geheges in Schatten. Waren alle diese Wolfsjungen zukünftige Alpha-Tiere, denen die Eltern schon die Führung überlassen hatten oder war es den älteren Tieren einfach zu warm, so dass sie sich in den Schatten legten? Im Internet findet man zahlreiche Studien im Verhalten der Wölfe die belegen, dass das Verhalten der Leitwölfe im Wolfsrudel nichts mit „Machtgehabe“ und „Reccourcenbeschränkung“ zu tun haben, sondern dem Führungsstil meiner ehemaligen Chefin sehr ähnlich ist. Im Wolfsrudel und auch in Hundegruppen sieht man, dass nicht der größte und aggressivste Vierbeiner die Rudelsführung hat, sondern erfahrene, selbstsichere und souveräne Tiere. Aggression zeigen diese ranghohen Tiere eher selten. Mit Toleranz, Ruhe und Autorität führen sie ihr Rudel und kümmern sich um das Wohlergehen der Gruppe.

Aus dieser Sicht gesehen ist, der oben beschriebene Führungsstil meiner ehemaligen Chefin also sehr gut vergleichbar mit dem eines gut funktionierenden Wolfsrudels. Wobei einige Studien mittlerweile sogar so weit gehen, dass der Hund zwischen einen Artgenossen und seinen Menschen unterscheiden kann und die Frage der Rangordnung sich somit erst überhaupt nicht stellt.

 

 

Konsequenz contra Reccourcenbeschränkung


Aus meiner Sicht ist daher die Antwort auf die Frage: „Darf mein Hund auf das Sofa - ja oder nein“: Möchte ich, dass mein Hund auf dem Sofa liegt?! Und wenn „ja“ gilt das auch immer?
Und somit sind wir wieder bei dem Zauberwort „Konsequenz“  das mich als guten Rudelsführer auszeichnet. Nämlich meinen Hund...

  • einen verlässlichen Rahmen zu bieten, in dem er sich frei bewegen kann. 
  • Klare Regeln aufzustellen – die für beide Seiten verlässlich gelten.
  • ihn mit Respekt und Einfühlungsvermögen zu behandeln.


Wichtig ist daher, mir genau vorher zu überlegen, ob ich möchte das mein Hund jederzeit auf das Sofa darf. Darf er auch alleine darauf liegen oder nur, wenn ich darauf sitze? Möchte ich das er sich auf eine Decke legt, die ich für ihn auf das Sofa gelegt habe? Habe ich diese Entscheidung einmal für mich und den Hund getroffen, müssen diese Regeln auch verbindlich gelten und von allen Familienmitgliedern eingehalten werden.

Bei uns Zuhause sehen die Regeln so aus:

  • Chiru darf jederzeit auf dem Sofa liegen
  • auf unser Bett darf er sich nur dann legen, wenn die Tagesdecke drauf liegt
  • ohne Tagesdecke ist das Bett für ihn tabu

 

Chiru fühlt sich wohl!
Chiru fühlt sich wohl!

 

Ich hatte erst Bedenken, dass diese Unterscheidung zu viel verlangt ist – aber es klappt wunderbar - und wir fühlen uns beide damit sehr wohl!